• Beitrags-Kategorie:Allgemein
  • Lesedauer:4 min Lesezeit

Der letzte FDM-Geist: Robyn

Dieser Beitrag ist Teil einer Fortsetzungsgeschichte. Sollten Sie die vorhergehenden Teile verpasst haben, finden Sie sie hier: Die Geister des FDM – Teil 1, Die Geister des FDM – Teil 2 und Die Geister des FDM – Teil 3

Als sie wieder zu Lily sah, war diese fort und sie sah das letzte Mitglied der Wachmannschaft vor sich: „Hey, Robyn. Wie geht’s?“. Aber bevor der antworten konnte, redete sie weiter: „Bist du der Geist des zukünftigen FDMs?“ Tatsächlich flimmerte Robyn und wurde durchsichtig. Aber er erwies sich als ein schweigsamer Geist und zeigte nur wieder in Richtung des Raumes, in dem sie einer anderen Szene beiwohnte: Sie sah sich selbst, nicht wirklich älter, aber sehr verzweifelnd aussehend in dem Labor, zusammen mit einer Kollegin. Die Stimmen waren zuerst dumpf und unverständlich, wurden aber kurz darauf immer klarer und sie konnte verstehen, was sie und ihre Kollegin sagten…

„Was machen wir jetzt? Es ist egal, wie das passieren konnte, Schuldzuweisungen bringen rein gar nichts. Es ist uns allen durchgerutscht!“.

„So können wir die Daten jedenfalls nicht an unsere Kooperationspartner weitergeben – uns fehlt die Einwilligung der ProbandInnen dazu. Wie konnte es nur passieren, dass wir in der Einwilligungserklärung vergessen haben, unsere Kooperationspartner als Empfänger personenbezogener Daten zu nennen und darauf hinzuweisen?

„Könnten wir die Leute nicht nochmal anschreiben, damit sie uns nachträglich eine Erlaubnis geben?“

„Oh Mann, ich fürchte, dass wir das machen müssen, aber das sind alles ExpertInnen und die sind doch total beschäftigt. Das ist extrem peinlich… Und hoffentlich sind die überhaupt bereit dazu, dass die Daten weitergegeben werden.“

„Wie erklären wir das unserem Drittmittelgeber und den Kooperationspartnern?“ 

„Mh… Hoffen wir erstmal, dass alle ExpertInnen ihre Einwilligung geben. Falls nicht, müssen wir uns eine Erklärung überlegen, warum es weniger Interviews geworden sind.“

Plötzlich fühlte Diana-Marie, wie jemand an ihrer Schulter rüttelte. Sie wachte auf und fand sich wieder an ihrem Schreibtisch sitzend. Robyn, nun nicht mehr durchsichtig, hatte sie aufgeweckt: „Alles in Ordnung bei dir? Vielleicht solltest du heimfahren?“

„Nein, ich muss…oh verdammt, ich habe die Frist verschlafen“; es war 0:10 Uhr.

„Oh… Es gibt doch aber noch andere Journale, oder?“

Aber sie ignorierte ihn und rief verzweifelt die Submission-Seite des Verlags auf. Ja, da stand 23:59 Uhr … Sie hatte es nicht geschafft…  Doch halt! Der Stichtag war nicht der 20. Dezember, sondern der 21. Dezember – sie musste sich das Datum falsch in ihren Kalender eingetragen haben! Sie hatte noch einen ganzen Tag Zeit.

Erleichtert lehnte sie sich in ihrem Drehstuhl nach hinten und gähnte.

„Ich denke, Du solltest jetzt nach Hause fahren und schlafen, morgen schaffst Du es bestimmt“, meinte Robyn.

„Vielleicht hast Du recht“

„Dann gute Nacht.“

„Gute Nacht und falls wir uns nicht mehr sehen, schöne Feiertage“

„Die wünsche ich Dir auch“.

Das Ende

Sie hatte danach keine weiteren Begegnungen mehr mit Geistern. Der Frühling kam, es wurde warm, die Bäume blühten und das Leben kehrte auf die Plätze des Campus zurück. Diana-Marie war gerade in einem Gespräch, als sich ihr E-Mail-Postfach mit einem Signal meldete. Ohne genau zu wissen, wieso, entschuldigte sie sich und checkte ihre Mails. Eine Nachricht des Verlags wartete dort auf sie. Beide Gutachten empfahlen eine Veröffentlichung des Texts. In den Stellungnahmen wiesen sie auch darauf hin, dass idealerweise auch die zugrundeliegenden Forschungsdaten in einem Repositorium mit einer Verlinkung zum Artikel oder mit einem Artikel im Data Journal Scientific Data veröffentlicht werden sollten, da diese Daten auch für zukünftige Fragestellungen von besonderem Interesse sein könnten. Das plante sie auf jeden Fall zu tun.