FDM im Kontext: Open Science, Open Access, Open Data
Das Thema Forschungsdatenmanagement (FDM) kommt auf den ersten Blick trocken und bürokratisch daher. Daher kann es auch schnell als zusätzliche Hürde bei Projektanträgen und verordnete Mehrarbeit bei der Projektdokumentation missverstanden werden, die zu allen anderen Aufgaben noch „on top“ dazu kommt. Aus diesem Grund ist es wichtig, den Kontext im Blick zu behalten, in dem FDM steht: dem Kulturwandel in der Wissenschaft hin zu einer öffentlichen Wissenschaft (Open Science).
Die Idee einer Open Science versucht der historischen Chance gerecht zu werden, die das weltweit zugängliche Internet für die Wissenschaft darstellt. Die Tradition, dass Forschende ihre Erkenntnisse veröffentlichen und das Wissen teilen, trifft auf die Möglichkeit der globalen Verbreitung und Zugänglichkeit durch das World Wide Web. In nie dagewesenem Maße lassen sich die Transparenz wissenschaftlicher Forschung und der gesellschaftliche Mehrwert ihrer Ergebnisse steigern. Neben anderen gehören zu den Grundelementen einer Open Science daher die Konzepte Open Access und Open Data [1]. FDM spielt für beide Elemente eine wichtige Rolle.
Die historisch gewachsene Tradition, dass wissenschaftliche Erkenntnisse durch Verlage verbreitet werden, wird durch das Internet in Frage gestellt. Nicht allein wegen neuer, digitaler Verbreitungsoptionen, sondern auch durch die meist öffentliche Finanzierung von Forschung. Wissenschaft ist ein gesellschaftlicher Auftrag, aber durch die Geschäftsmodelle von Verlagen muss man sich den Zugang zu diesem aus Steuergeldern ermöglichten Wissens leisten können. Die Idee des Open Access verabschiedet sich von diesem Modell und verfolgt das Ziel eines generell freien Zugangs zu wissenschaftlichen Erkenntnissen (wobei auch die Verlage ihre Nische im neuen Modell finden [2]). Dies betrifft sowohl die Publikation der Ergebnisse und Erkenntnisse, als auch die Grundlage dieses Wissens: die Forschungsdaten. Durch die Veröffentlichung von Forschungsdaten wird die Transparenz der Wissenschaft erhöht und gleichzeitig gilt auch für die Wissenschaften, dass Daten das „Öl des 21. Jahrhunderts“ [3] sind. Die Forschung der Zukunft ist auf die Daten von heute angewiesen, denn Datenerhebung ist ressourcen- und zeitintensiv. Durch die Veröffentlichung von Forschungsdaten werden sie nachnutzbar, d.h. zukünftige Forschungsprojekte können auf einem Datenschatz aufbauen. Dies ist aber nur möglich, wenn die Daten bestimmte Standards erfüllen, die sich aus den FAIR-Prinzipien ableiten. FDM ist hierfür eine Methode, die Daten in einem Forschungsprojekt von Anfang an zu pflegen und für eine Publikation vorzubereiten.
Aber nicht nur wissenschaftlich erhobene Daten können Forschungsdaten sein, sondern auch solche von Behörden, Unternehmen usw. Der Begriff Open Data sieht daher vor, dass grundsätzlich alle Daten (für die Wissenschaft) offen sind und so innovative und exzellente Forschung in allen wissenschaftlichen Disziplinen ermöglicht, um alle Bereiche der Gesellschaft neue Möglichkeiten zu eröffnen.
[1] Open Science, Wikipediaeintrag, https://de.wikipedia.org/wiki/Open_Science; weitere Basiselemente sind u.a. Open Educational Ressources, Open Source, Open Peer-Review, Open Methdology.
[2] Vgl. Ulrich Dirnagl (2023): Keine DEALs mit unseren Papern! In: Laborjournal, https://www.laborjournal.de/editorials/2871.php?fbclid=IwAR2vygFmDkN9JmCXwzy7nexoXgNb7RIhEXT6HLdZC3Ce0rDOOc_aJJS30fs_aeAeY5rU05Y7QxO49Y3JESI2e0hAbUVR_VaQl-keRt11TPCWLqP_q59Svs_b_S1tqtDb0.
[3] Economist (2017): The world’s most valuable resource is no longer oil, but data. https://www.economist.com/leaders/2017/05/06/the-worlds-most-valuable-resource-is-no-longer-oil-but-data